Auf dem Areal des Perlon-Labors liegen die Wurzeln von Chemiefirmen mit Weltruf. Ein Stück Berliner Industriegeschichte von über 150 Jahren. Nördlich der Rummelsburger Bucht wird im Jahr 1867 die Gesellschaft für Anilinfabrikation mbH gegründet. Hier entwickeln die beiden Chemiker Carl Alexander Martius und Paul Mendelsohn Bartholdy, Sohn des Komponisten, Farben für die Textilindustrie und den Buchdruck. Noch heute wird das dort kreierte Bismarckbraun in der Färbung von Textilien eingesetzt. Kurz nach der Gründung fusioniert das Unternehmen mit anderen Chemiefabriken in Berlin.
Durch das rasante Wachstum zu Norddeutschlands größtem Werk für synthetische Farbproduktion folgen 1873 der Börsengang »AG für Anilinfabrikation«, der damit den Grundstein für das weltbekannte Markenzeichen Agfa legt. Von Berlins damaligem Stadtrand aus erschließt Agfa den Weltmarkt mit der Produktion von Foto- und Kinofilmrollen. Trotz innovativer Produkte zwingt die starke Luftverschmutzung der Industrialisierung zur Auslagerung der empfindlichen Produktionsstrecken. Während Agfa das Hauptwerk in Wolfen weiter ausbaut, werden an der Rummelsburger Bucht nach dem 1. Weltkrieg Farben oder Filme nicht mehr produziert. Stattdessen gelingt den Entwicklern 1938 eine große Erfindung: In den Laboren der Fabrik wird ein Stoff entwickelt, der zuerst Jagdfliegern des 2. Weltkrieges in Form von Fallschirmen das Leben rettet, später die Frauenbeine einer ganzen Nation bekleidet: Perlon. Das 1925 gegründete Acet-Werk, Tochter des damals weltweit größten Chemiekonzerns I.G. Farben, stellt in einem neuartigen Verfahren die Kunstfaser für Fallschirme, später dann für Mode, Technik und Haushaltswaren her. Nach 1951 erhält es den Namen VEB Kunststoffwerk Aceta.
Nach dem Mauerfall wird der Betrieb schrittweise abgewickelt. Im Jahr 2012 verkaufte der Liegenschaftsfond Berlin das Gebäude. Bis 2015 entstehen hier Studios und Ateliers.